28 Impfskeptische Eltern und Ärzte in der Schweiz

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Impfskepsis ist nicht gleich Impfverweigerung. Der Schlüssel für einen erfolgreichen Umgang mit impfskeptischen Personen liegt in der Entwicklung neuer, inklusiver Impfstoffbotschaften und einer patientenorientierten, gemeinsamen Entscheidungsfindung, welche Patientinnen und Patienten ernst nimmt.

  • Projektbeschrieb (abgeschlossenes Forschungsprojekt)

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    Im Rahmen der Studie wurden mehrere Erhebungen durchgeführt:

    • Interviews mit Eltern, Jugendlichen, jungen Erwachsenen, Ärztinnen und Ärzten, weiteren Gesundheitsfachpersonen, politischen Entscheidungsträgern, sowie mit Vertretenden von Berufsverbänden des Gesundheitswesens
    • Beobachtung von Impfberatungen von Eltern bei ihren Ärztinnen und Ärzten
    • Online-Befragung von Gesundheitsfachpersonen (Ärztinnen und Ärzte, Apothekerinnen und Apotheker, Pflegende, Hebammen)

    Der Fokus lag auf einer detaillierten Beschreibung ihrer Einstellung zu Impfungen (einschliesslich zu Impfvorschriften), ihrer Beweggründe, ihrer Vorgehensweise zur Beschaffung von Impfinformationen sowie ihrer Impfentscheidungen.

  • Hintergrund / Ausgangslage

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    Eine wachsende Zahl von Personen zweifelt die Sicherheit, die Wirksamkeit und den Nutzen von Impfungen an. Dazu gehören insbesondere an Komplementärmedizin interessierte Patientinnen und Patienten, aber auch Ärztinnen und Ärzte. Impfskeptische Personen laufen Gefahr, als Impfgegner/-innen und "schlechte" Patienten/-innen oder Ärzte/-innen angesehen zu werden. Während Impfskepsis bei Eltern in westlichen Ländern weit verbreitet ist (25 bis 40 Prozent), ist Impfverweigerung jedoch eher selten (1-3 Prozent).

  • Ziele

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    Ziel der Studie war es, die Gründe für Impfskepsis bei Jugendlichen, Eltern sowie Ärztinnen und Ärzten besser zu verstehen. Ein besonderer Fokus lag dabei auf der Perspektive von Eltern, die Komplementär- und Alternativmedizin nutzten. Ein weiteres Ziel war die Entwicklung von neuen Kommunikationsansätzen, um die Qualität von Impfberatung und Impfkommunikation zu verbessern.

  • Resultate

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    Die Studie machte deutlich, dass Impfskepsis nicht gleich Impfverweigerung ist. Niedrige Impfraten hingen eher mit einem begrenzten Zugang zu Impfstoffen sowie einer Kommunikation zusammen, welche die Vorteile von Impfungen stark betonte und die Risiken oder Nachteile herunterspielte. Aus diesem Grund sollten Impfempfehlungen unter Einbezug von impfskeptischen Ärztinnen und Ärzten entwickelt werden. Um impfskeptische Patientinnen und Patienten zu erreichen, ist die Zusammenarbeit mit Komplementärmedizinern/-innen wichtig, da impfskeptische Patientinnen und Patienten diese bevorzugt aufsuchen. Ärztinnen und Ärzte sollten zudem mehr Zeit aufwenden, um impfskeptische Patientinnen und Patienten angemessen beraten zu können, und ihre Bedenken ernst nehmen, dies in Form einer gemeinsamen Entscheidungsfindung. Eine grosse Mehrheit der Ärztinnen und Ärzte wünscht zusätzliche Schulung zu Impfthemen.

  • Bedeutung / Anwendung

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    Bedeutung für die Forschung

    Die Studie zeigte, dass sich die Forschung nicht auf die Erhöhung der Impfraten beschränken sollte. Vielmehr sollte sie auf die gemeinsame Entscheidungsfindung sowie den Zugang zu und transparente Informationen über Impfungen fokussieren.

    Bedeutung für die Praxis

    Der Zugang zu Impfungen sollte verbessert werden. Traditionelle Kommunikation, welche Impfungen als «sicher und effektiv» bezeichnet, funktioniert bei impfskeptischen Patientinnen und Patienten und Gesundheitsfachpersonen nicht. Die Kommunikation sollte stattdessen Vor- und Nachteile beinhalten. Die Gesundheitsfachpersonen äusserten zudem einen eigenen Bedarf an zusätzlichen Schulungen zu Impfungen auf.

  • Originaltitel

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    Determinants of vaccine hesitancy and under-immunization with childhood and Human Papilloma Virus vaccines in Switzerland