Kompetenzen für zukünftige Führungskräfte im Gesundheitswesen

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EHCL-Programmkoordinator Rolf Heusser und zwei EHCL (Emerging Health Care Leaders) sprechen über das Programm und ihre Erfahrungen.

  • ​​​​​​​​​​«Unterstützungsprogramm für talentierte Jungforschende»

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    Interview mit EHCL-Programmkoordinator Rolf Heusser

    Rolf Heusser, was sind die Ziele des EHCL-Programms?

    Einerseits der Aufbau einer starken Gemeinschaft im Bereich Versorgungsforschung. Diese soll international kompetitive Spitzenforschung im Gebiet der «Health Service Research» anbieten. Weiter sollen die Mitglieder Fertigkeiten und Kompetenzen erwerben können, um sich im modernen Gesundheitswesen zurechtzufinden. Und sie sollen in einen Dialog mit Vertretenden aus Politik, Praxis und Gesellschaft treten können.

    Was wurde getan, um die Ziele zu erreichen?

    Durch rund 35 Veranstaltungen und durch soziale Zusammenkünfte konnten sich die «EHCL Scholars» kennen und schätzen lernen. Sie haben zusammen Projekte aufgebaut und durchgeführt; Veranstaltungen organisiert, Publikationen erstellt, Forschungsanträge geschrieben. Die Kurse waren an konkreten Lernergebnissen ausgerichtet, sie wurden partizipativ organisiert und orientierten sich an den Bedürfnissen der Forschenden selbst.

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    Wurden die Ziele erreicht?

    Aus meiner Sicht sehr gut. Die aufgebaute EHCL-Community lebt, getrieben vom Enthusiasmus und grosser intrinsischer Motivation der Teilnehmenden.

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    Wie geht es weiter?

    Die Forschungs-Community soll weitergeführt und gepflegt werden. Dann sollte sie durch andere Forschende und Vertretende der Politik, Praxis und der Patientenschaft ergänzt werden. Die Skill-Trainings sollten weitergeführt und auch den neuen Führungskräften im Gesundheitswessen angeboten werden. Alle Erkenntnisse des Programms können sinngemäss auf andere Themen im Public-Health-Bereich übertragen werden, entsprechende Netzwerke und gemeinsame Plattformen (z.B. mit der Swiss School of Public Health) sind anzustreben.

  • «Es war sehr nützlich zu sehen, welche Wege man nach dem Ph.D einschlagen kann.»

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    Interview mit EHCL Reka Schweighoffer und Michael Deml

    Reka Schweighoffer, Michael Deml, was hat Ihnen die Teilnahme am EHCL-Programm gebracht – professionell und persönlich?

    Reka: Für mich war die Unterstützung durch das EHCL eine riesige Motivation, das Doktorat zu beenden. Für das Arbeits- und Berufsleben haben mir die vielen Softskills-Trainings sehr geholfen. Es ist ausserdem sehr wertvoll, so viele Menschen kennenzulernen und Freundschaften zu schliessen, die auch weiter bestehen.

    Michael: Ich habe bei anderen Ph.D-Studenten gesehen, dass das Studium eine sehr isolierende, isolierte Erfahrung sein kann. Ich hingegen war von Beginn an sehr integriert in einer Gemeinschaft von Forschenden. Dann war der persönliche Aspekt sehr wertvoll, mit Menschen zusammen zu sein, mit denen man sich gemeinsam über Erfolge freuen und diese feiern kann.

    Was war für Sie das Highlight?

    Reka: Das waren die drei Retreats in Murten, Magglingen und Montreux. Es war ein tolles Erlebnis, mit Doktoranden, die ähnliche Erfahrungen machen, drei Tage lang zusammen zu sein und sie so besser kennenzulernen. Ein weiteres Highlight waren die Life-Lessons, wo erfahrene Personen ihren Lebensweg in der Forschung vorgestellt haben. Dort war sehr nützlich zu sehen, welche Wege man nach dem Ph.D einschlagen kann, Tipps zu bekommen, wie man erfolgreich werden, Hürden überwinden kann, und auch zu hören, dass man Fehler machen darf.

    Michael: Ein Retreat beschäftigte sich mit den Themen Verfassen von CV und Beantragen von Unterstützung, speziell für Studienaufenthalte im Ausland. Darüber hatte ich zuvor nie nachgedacht, doch danach habe ich ein Stipendium beim SNF beantragt und bin dank diesem heute in Südafrika.

    Welche neuen Fähigkeiten und Kompetenzen haben Sie erworben?

    Michael: Das Medientraining war wirklich gut. Journalisten befragten uns und machten uns so mit entsprechenden Situationen vertraut. Viele Dinge konnten wir praktisch üben, und wir bekamen konkrete Tipps und Feedbacks von den Profis. Andere Trainings, etwa über Projektmanagement, aber auch ein Besuch im Parlament in Bern mit der Gelegenheit, mit Politikerinnen und Politikern zu diskutieren, haben mich ebenfalls sehr beeindruckt.

    Reka: Ich kann mich dem nur anschliessen. Auch ich habe von der Förderung des SNF sehr profitiert. An der Universität Basel habe ich ein Stipendium für die Zeit nach dem Ph.D erhalten, was ohne dieses Training nicht so einfach möglich gewesen wäre.

    Wie haben Sie mit anderen EHCL-Mitgliedern zusammengearbeitet?

    Michael: Einerseits hatten wir die Retreats, wo wir mit anderen zusammenarbeiteten und voneinander lernten. Besonders eng zusammengearbeitet habe ich mit Katharina Tabea Jungo von der Uni Bern, sogar an mehreren Projekten. Wir planten gemeinsam – per Chat, weil Katharina zu dieser Zeit in den USA war. Zudem arbeiteten wir gemeinsam am Synthesepapier, das die Ergebnisse des EHCL-Programms zusammenfasst.

    Reka: Ich arbeite bei einem Projekt mit, das von der EHCL-Kollegin Yael Rachamin zum Thema der Inanspruchnahme psychiatrischer Dienstleistungen während der Covid-19-Pandemie geleitet wird. Darüber schreiben wir zur Zeit ein Paper, das wir gegen Ende Jahr veröffentlichen wollen.

    Was wünschen Sie sich für die EHCL-Gemeinschaft in Zukunft?

    Michael: Mein Wunsch ist es, dass diese weiterbesteht. Ich hoffe, dass wir sie mit einer Ehemaligen-Vereinigung weiter erhalten und uns wieder treffen können.

    Reka: Auch für mich wären Ehemaligentreffen toll, vielleicht ein Online-Netzwerk, weitere Kollaborationen, gemeinsame Forschungsprojekte. Dieses Netzwerk weiterhin aufrecht zu erhalten, wäre schön.

    Wie sehen Ihre näheren und weiteren Karriereplanungen aus?

    Michael: Ich beende gerade meine Austauschzeit an der Universität Kapstadt und kehre im Februar in die Schweiz zurück. Aktuell bewerbe ich mich um Förderung für die Arbeit über Impfprogramme, unter anderem gegen Affenpocken. Längerfristig hoffe ich, den Sprung zu einer Professur an einer Universität zu schaffen. Den Fokus möchte ich auf die Impfprävention von Infektionskrankheiten richten.

    Reka: Ich bin als Postdoc an der Uni Basel und der Fachhochschule Nordwestschweiz tätig, jeweils in Projekten der angewandten Forschung. In Basel forsche ich mit einem eigenen Stipendium, zur Prävention von hereditärem Brust- und Ovarialkarzinom. Dieses Projekt möchte ich weiterführen, dafür suche ich zusätzliche Mittel. Längerfristig kann ich mir vorstellen, eine Position als Grant Manager an einer Universität anzunehmen, weil mich Forschungsförderung als Thema interessiert. Aber ich möchte zumindest teilzeitlich auch in der Forschung bleiben.

Reka Schweighoffer

Reka Schweighoffer arbeitet derzeit als Postdoktorandin an der Universität Basel und der Fachhochschule Nordwestschweiz. Im Rahmen des NFP74 war Reka Doktorandin im Projekt Nr. 16 zur Zusammenarbeit und Koordination in Palliative-Care-Netzwerken in der Schweiz unter der Leitung von Prof. Brigitte Liebig (2017-2021).

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Reka Schweighoffer

Michael Deml

Michael Deml ist derzeit Early.Postdoc Mobility Visiting Fellow des Schweizerischen Nationalfonds an der Universität von Kapstadt, wo er die Einführung des Impfstoffs COVID-19 in Südafrika untersucht. Im Rahmen des NFP74 führte er Mixed-Methods-Forschung im Projekt von Prof. Dr. med. Philip Tarr (Nr. 28) durch zur Impfmüdigkeit und Unterimpfung in der Schweiz (2017-2021).

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Michael Deml

Rolf Heusser

Rolf Heusser verfügt über einen medizinischen und Public Health bezogenen Hintergrund. Aktuell ist er als Leiter des Programmes «Emerging Health Care Leaders» tätig. Dies ist ein Unterstützungsprogramm für talentierte Jungforschende und findet im Rahmen des NFP 74 «"Smarter Health Care» statt. Rolf Heusser ist Mitglied des NFP 74 Kernteams und nimmt in dieser Funktion an allen Sitzungen des NRP 74 «Steering Committee» teil.

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Rolf Heusser