29 Psychische Störungen in der Grundversorgung besser erkennen und behandeln

Nur wenige Personen mit Depressionen oder Angststörungen werden korrekt und zeitnah diagnostiziert und behandelt. Eine neu entwickelte Schulung für Hausärzte/-innen sowie deren fachspezifischen Begleitung und Beratung kann die Erkennung, Diagnose und Behandlung von psychischen Störungen verbessern.

  • Projektbeschrieb (abgeschlossenes Forschungsprojekt)

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    Hausärztinnen und Hausärzte im Grossraum Zürich wurden zur Studienteilnahme eingeladen und zufällig in eine Interventions- und in eine Kontrollgruppe eingeteilt. Die Interventionsgruppe wurde darin geschult, Patientinnen und Patienten mit psychischen Störungen zu erkennen. Zudem erhielt sie Begleitung und Beratung durch spezialisierte Fachpersonen (Psychotherapeutinnen und -therapeuten sowie Psychiaterinnen und Psychiater), die sich bei Bedarf auch direkt in die Behandlung einbrachten. Die Kontrollgruppe erhielt keine zusätzliche Fachunterstützung. Zu verschiedenen Zeitpunkten über die Laufzeit von 12 Monaten wurden der psychische Gesundheitszustand der involvierten Patientinnen und Patienten sowie die Kosten der Interventionen ermittelt. Aufgrund des Vergleichs der Interventions- mit der Kontrollgruppe wurden die Wirksamkeit und die Kosten-Wirksamkeit der Intervention analysiert. Zudem wurde der Umsetzungsprozess evaluiert, das heisst wie das neue Angebot funktionierte und inwiefern es den Bedürfnissen der Patientinnen und Patienten und den Hausärztinnen und Hausärzten entsprach.

  • Hintergrund / Ausgangslage

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    Studien zeigen, dass nur eine von drei Personen mit einer psychischen Störung in der Schweiz fachgerecht behandelt wird. Die Folgen sind Gesundheitsbeeinträchtigungen, chronische Verläufe sowie hohe Kosten für das Gesundheits- und Sozialwesen. Die Hauptgründe für die ungenügende Versorgung sind die mangelhafte Früherkennung und Behandlungsauswahl sowie Wartelisten bei Spezialisten. Weil Grundversorgerinnen und -versorger eine wichtige Rolle in der Früherkennung und Behandlung von psychischen Störungen spielen, muss ihre Rolle gestärkt werden.

  • Ziele

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    Ziel der Studie war die Entwicklung eines neuen Angebots, welches Grundversorgerinnen und -versorger in der Erkennung, Diagnose und Behandlung von Patientinnen und Patienten mit weitverbreiteten psychischen Krankheiten unterstützt, insbesondere von Depressionen und Angsterkrankungen. Die Umsetzung, Wirksamkeit, Kosten-Wirksamkeit, Machbarkeit und Akzeptanz der umfassenden Intervention wurden evaluiert.

  • Resultate

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    Das neue Angebot wird seit November 2019 mit der «Fachstelle Psychische Gesundheit» umgesetzt. Diese umfasst ein interprofessionelles Team von ausgebildeten Psychotherapeutinnen und -therapeuten sowie Psychiaterinnen und Psychiater. Die Studienergebnisse zeigten, dass das Angebot seine Ziele erreicht hat: Patientinnen und Patienten wurden in einer frühen Phase ihrer akuten Probleme identifiziert, und bei den meisten wurde eine weiterführende Behandlung eingeleitet. Die Leistungen der Fachstelle wurde von Patientinnen und Patienten mit erheblichem Leidensdruck und einer validierten Diagnose einer Depression oder Angststörung in Anspruch genommen. Diesen wurde meist eine weitergehende psychiatrische Behandlung bzw. eine ambulante Psychotherapie empfohlen. Da die Covid-19-Pandemie aufgrund von Kontaktbeschränkungen und Mangel an Zeit und Ressourcen in den Arztpraxen zu grossen Verzögerungen führte, wird die Studie über das eigentliche Projektende hinaus weitergeführt.

  • Bedeutung / Anwendung

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    Bedeutung der Resultate für die Forschung

    Die ersten Resultate zeigen, dass das neue Angebot erfolgreich implemen-tiert wurde. Es scheint zu einer besse-ren Erkennung, Diagnose und Behand-lung von psychischen Störungen in der Grundversorgung beizutragen, insbe-sondere von Depressionen und Angst-störungen.

    Bedeutung der Resultate für die Praxis

    Im Sinne der Patientinnen und Patienten setzt die Intervention so früh wie möglich im Behandlungsprozess an, nämlich wenn es um die Frage geht, welche Erkrankung vorliegt und welche Behandlung ausgewählt werden soll. Um dies zu erreichen und den Patientinnen und Patienten mit komplexen psychischen Störungen besser zu helfen, ist eine verstärkte Zusammenarbeit von Grundversorgern und spezialisierten Fachpersonen notwendig.

  • Originaltitel

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    Improving care for patients with depressive and anxiety disorders in primary and secondary care