Die Screening-Praxis der Hausärztinnen und Hausärzte wird in einem Ärztenetzwerk untersucht. 100 bis 150 Hausärztinnen und Hausärzte in der ganzen Schweiz erfassen ihre Screening-Tätigkeit bei 40 Patienten pro Jahr. Parallel dazu werden 96 Hausarztpraxen in zwei Kantonen nach dem Zufallsprinzip einer Interventions- oder einer Kontrollgruppe zugewiesen, wobei die Interventionsgruppe an einem Schulungsprogramm teilnimmt. Alle Praxen erfassen ihre Screening-Tätigkeit vor und nach dem Programm. Durch den Vergleich der Ergebnisse in beiden Gruppen kann die Wirksamkeit der Schulung ermittelt werden. Das Forschungsteam wird von ausgewählten Nutzerinnen und Nutzern des Gesundheitswesens bei der Durchführung der Studie und der Verbreitung der Forschungsergebnisse beraten.
Durch Früherkennungsprogramme kann die Darmkrebsmortalität um die Hälfte reduziert werden. Zwei Vorsorgeuntersuchungen werden von der Grundversicherung übernommen: Die Darmspiegelung, mit der genaue Ergebnisse erzielt werden, und der etwas angenehmere Stuhlanalyse. Doch nur wenige Personen werden über die Darmkrebsvorsorge und die verschiedenen Screening-Möglichkeiten informiert. Im Kanton Waadt wurde deshalb ein Screening-Programm lanciert, damit Betroffene mit ihrem Hausarzt eine informierte Entscheidung treffen können.
Zuerst soll die Screening-Praxis der Hausärztinnen und Hausärzte untersucht werden. Es soll erfasst werden, wie vielen Patientinnen und Patienten ein Screening angeboten wird, wie viele das Angebot ablehnen und welche Untersuchung sie wählen. Die Erkenntnisse werden dann in einer Hausärzte-Schulung verwendet, in der die Ärztinnen und Ärzte ihr Vorgehen mit Kollegen vergleichen können. So soll der Anteil der Patientinnen und Patienten, die über das Screening-Angebot informiert werden, erhöht und die unterschiedliche Handhabung in hausärztlichen Praxen reduziert werden.
Die Studie verfolgt einen partizipativen Ansatz, der sich an den Nutzerinnen und Nutzern des Gesundheitswesens orientiert. Sie begünstigt einen Paradigmenwechsel weg von der strikten Einhaltung der ärztlichen Vorgaben hin zu einer informierten Wahl. Es werden neue Methoden für die Schulung von Hausärztinnen und Hausärzten in partizipativer Medizin entwickelt und getestet, die die Wünsche und Werte der betroffenen Personen berücksichtigen. Diese Methoden könnten rasch angepasst und auf andere Bereiche ausgeweitet werden.
Shared decision making in colorectal cancer screening in primary care: a cluster randomized controlled trial
Hauptgesuchsteller:
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Prof. Dr. med. Reto Auer MD, MAS, Berner Institut für Hausarztmedizin, Universität Bern
Weitere Gesuchstellende:
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Jean-Luc Bulliard, Institut Universitaire de Médecine Sociale et Préventive (IUMSP), Centre Hospitalier Universitaire Vaudois (CHUV) et Université de Lausanne
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Prof. Nikola Biller-Andorno, Institut für Biomedizinische Ethik und Medizingeschichte, Universität Zürich
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Prof. Jacques Cornuz, Policlinique Médicale Universitaire, Université de Lausanne
Projektpartnerinnen und -partner:
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Dr. Adrian Rohrbasser, Nuffield Department of Primary Care, Health Sciences, University of Oxford
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Prof. France Légaré, Département de médecine familiale, Faculté de Médecine, Université Laval, Québec